Kunsthalle im E-Werk, Schwerin 2015
Ein Paradiesgarten im E-Werk
Flamingoblumen, weiße und pinke Orchideen sowie weitere Zimmerpflanzen bilden in der Kunsthalle im E-Werk einen kleinen Paradiesgarten, der an einer Balustrade der ehemaligen Werkstatt hängt. Diesen Garten hat Rana Matloub für ihre Installation „13“ zusammengestellt, die sie eigens für die Ausstellung „Hoffnungen und andere Albträume“entwickelt hat. An goldenen Drähten, die von den Pflanzen wie feine Wurzeln in den Raum hinunter hängen, hat sie unterschiedliche Schlüssel befestigt. Damit verweist die 1975 in Bagdad im Irak geborene und heute in Deutschland lebende Künstlerin, ebenso wie mit dem Titel ihrer Arbeit, auf den ersten Golfkrieg: Iran setzte Kindersoldaten als Minenfeldräumer ein, die für die Soldaten eine Vorhut bildeten. Den Kindern wurden dabei ein Schlüssel um den Hals gehängt, der ihnen das Paradies öffnen sollte. An diese schreckliche Praxis konnte sich auch Sara Rajaei, in der Schweriner Ausstellung mit zwei Videoprojektionen vertreten, erinnern. 1976 wurde sie in Iran geboren und lebt heute in Rotterdam. Auch ihre Arbeiten haben einen ernsten Hintergrund, der an reale Ereignisse anknüpft. Wie ihre Kollegin ist auch ihr ein sehr poetischer Umgang mit diesen Geschichten eigen. Aufgrund dieser gemeinsamen Sprache sowie vergleichbaren Themen hat Kuratorin Anne-Kathrin Auel die beiden Künstlerinnen für den Kunstverein Schwerin eingeladen. Matloub erstellt Audioarbeiten und Zeichnungen oder arbeitet raumbezogen. Als Videokünstlerin erstellt Rajaei narrative Werke. Ihre Erzählungen, die von eigenen Erlebnissen ausgehen, beinhalten Anknüpfungspunkte zu übergeordneten Ereignissen, die auch Eingang in die mediale Berichterstattung gefunden haben. So greift sie in einem Video den Brandanschlag auf das Kino Cinema Rex auf, der 1978 in Abadan in Iran stattgefunden hat. Trotz den mit Krieg und Leid verbundenen Ereignissen, die in den Werken anklingen oder ganz konkret verarbeitet werden, geht von den melancholischen Arbeiten der beiden Künstlerinnen eine lebensbejahende Wirkung aus.
Text: Ann-Kathrin Aul