kjubh Ausstellungsraum Köln, 2014
Die Installation im Kölner Ausstellungsraum kjubh beschäftigt sich mit den Mächten, die diese Welt beherrschen und bewegen. Was geschieht in den arabischen Ländern? Ist es ein Aufbegehren des Volkes oder von den Mächtigen gesteuert? Welche „höhere“ Macht könnte helfen? Welche Rolle spielen die Religionen, oder werden sie schlicht missbraucht? Und welche Mächte wirken in unseren alltäglichen Beziehungen? Kann man zwischen zwei Stühlen sitzen, einen Spagat zwischen den Welten schaffen? Und was ist mit unserer eigenen Macht?
Die alte herrschaftliche Farbe Purpur – als echter Purpur einer der teuersten Farbstoffe der Welt – eröffnet dazu ein Assoziationsfeld, das zeichnerisch und sprachlich erkundet wird. Die Wirkung der Arbeit entsteht durch die Reduktion, den Verzicht. Es sind einzelne Zeichnungen, teils kleinformatig in Rahmen, teils großformatig mit Kreide direkt auf die Wände gezeichnet – flüchtig und luftig, kaum erkennbar auf den ersten Blick. Daneben Geräusche aus verschiedenen Lautsprechern und eine gesprochene Miniaturgeschichte. In der Mitte ein Teppich mit aufgefilzten Grenzverläufen aus roten und purpurnen Wollfäden, die sich an vielen Stellen überschneiden, Schnittmengen bilden, andere Grenzverläufe andeuten. Nicht ganz einfach, die Länderumrisse zu erkennen, die die Künstlerin in ihrer Kindheit in Bagdad immer wieder abzeichnen musste, ohne zu wissen wofür.
Die Ausstellung erhebt in ihrer Offenheit keinerlei Anspruch, eröffnet aber umso mehr einen weiten Raum für Gedanken und Gefühle.
Auf einem Textblatt wird den Ausstellungsbesuchern Hintergrundmaterial zur Verfügung gestellt: Informationen zur Geschichte des Farbstoffs Purpur, Auszüge aus der Orestie des Aischylos und aus dem Danielbuch, Erlebnisse aus Bagdad.
Text: Stefan Nadolny, Fotos: Doris Frohnapfel